SRH Hochschule Heidelberg
Lernen

Fingerspitzengefühl und Strategie - Welche Kompetenzen benötigt eine medizinische Führungskraft?

Interview mit Dr. Uwe Leder, Geschäftsführer mehrerer Kliniken und Prof. Dr. Marcel Crisand, Leiter des Instituts für wissenschaftliche Weiterbildung und Personalentwicklung (IWP) an der SRH Hochschule Heidelberg.

Visiten, Diagnostik und OPs, das alles ist Teil des Medizinstudiums und der Praxiserfahrung, die angehende Führungskräfte jahrelang als Ärztinnen und Ärzte gesammelt haben. Doch wie steuert man einen Medizinbetrieb, wie leitet man ein Team? Diese Kompetenzen müssen sie sich oftmals noch aneignen. Der neue berufsbegleitende Studiengang “Executive MBA Medical Leadership und Strategisches Management” an der SRH Hochschule Heidelberg unterstützt dabei und vermittelt eben jene Kompetenzen, die für die medizinische Karriere wichtig sind. Was das berufsbegleitende Studium ausmacht – das erklären Dr. Uwe Leder, Geschäftsführer der SRH Kliniken in Suhl, Gera und im Burgenlandkreis, und der Studiengangsleiter Prof. Dr. Marcel Crisand im Interview.

Herr Dr. Leder, Sie sind Leiter mehrerer großer Kliniken der SRH und haben selbst einen MBA in Gesundheitsökonomie absolviert, bevor Sie in die Geschäftsführung gingen. Warum brauchen Ärztinnen und Ärzte Führungs- und Management-Kompetenzen?

Eine Position als Oberärztin oder Chefarzt bringt immer die Herausforderung mit sich, strategisch zu denken und zu handeln, denn sie ist immer auch Bindeglied zwischen dem Management einer Klinik und den Kolleginnen und Kollegen im Haus. Beide Perspektiven zu kennen und zu verstehen, hilft dabei, im ohnehin hektischen Klinikalltag den notwendigen Überblick zu behalten und dem Team die entsprechende Sicherheit zu geben, vorausschauend zu handeln.

Wie sehen die Teamstrukturen im Klinikalltag heutzutage aus?

Die Hackordnung ist immer noch sehr ausgeprägt. Als Führungskraft muss man sowohl die starke Persönlichkeit als auch das schwächste Glied im Team mitnehmen. Das erfordert viel Fingerspitzengefühl. Dazu kommt, dass heutzutage Work-Life-Balance auch bei Ärztinnen und Ärzten eine größere Rolle spielt. Die Hälfte des Klinikpersonals arbeitet in Teilzeit. Das erfordert eine gute Organisation und Koordination.

Sind die Anforderungen an Führungskräfte im medizinischen Bereich in den letzten Jahren größer geworden?

Das medizinische System ist sehr viel komplexer geworden, die Rahmenbedingungen außerhalb der Medizin wesentlich schwieriger. Die Beschleunigungszyklen nicht zuletzt durch die digitalen Medien sind enorm! Beispielsweise haben unsere Patientinnen und Patienten viel mehr Möglichkeiten, sich selbst im Netz über Diagnosen und Heilungsmöglichkeiten zu informieren. Also brauchen wir mehr Kenntnisse, mehr Wissen und Können, um alle in eine gemeinsame Richtung zu führen.

Wie kann eine Weiterbildung Ihrer Meinung nach dabei helfen, diesen Anforderungen gerecht zu werden?

Ärztinnen und Ärzte, die vor ihrem nächsten Karriereschritt stehen, haben bereits viel Energie investiert, sowohl in ihr Studium als auch in ihre fachärztliche Ausbildung. Daneben haben sie vielleicht noch eine Familie gegründet – in der Regel bleibt dabei nicht viel Luft, einen Moment innezuhalten und sich für neue Aufgaben bereit zu machen. Eine Weiterbildung kann neben all der notwendigen Wissensvermittlung auch die Chance bieten, sich selbst und seine Ziele zu spiegeln.

Herr Prof. Crisand, ist auch dies ein Ziel des MBA Medical Leadership und Management – das Innehalten?

Durchaus. Die berufsbegleitende Fortbildung im MBA gibt angehenden Führungskräften die Möglichkeit, sich zwei Jahre lang selbst zu reflektieren, neue Perspektiven einzunehmen und sich mit ähnlich Gesinnten auszutauschen. Es ist eine Menge Raum da für Selbstreflektion: Welche Rollen trage ich an welcher Stelle, welche Kompetenzen brauche ich dafür? Wir bieten den Führungskräften mit unserem SRH eigenen Studienmodell CORE (Competence Oriented Research and Education) die Chance, die eigene Haltung zu entwickeln, die Kompetenzen zu nutzen, um die Persönlichkeit auszubilden. So umfassen unsere Module die persönliche Perspektive, die interprofessionelle Ebene, beispielsweise aber auch Change-Methoden oder digitale Transformationsgestaltung. Diese systemische Entwicklung kann einen unheimlichen Gewinn bedeuten, für die Gesundheitseinrichtungen, aber vor allem für sich selbst!

Was bringt der MBA langfristig für die Karriere?

Die Mediziner:innen sind sich über die eigenen Ziele klarer und können ihre Abteilung strategischer ausrichten. Die hohe Praxisorientierung und der Austausch untereinander ermöglichen aber auch, die Herausforderungen einer Leitungsfunktion zu analysieren, Lösungen zu entwickeln und im Ergebnis persönlich besser damit umzugehen.

Was hebt den MBA der SRH Hochschule Heidelberg von anderen Studienangeboten ab?

Unser Konzept ist auf Flexibilität ausgelegt - wir arbeiten trotzdem disziplinübergreifend und themenzentriert. Ein Modul umfasst fünf Wochen, zu denen jeweils freitags unterschiedliche Sessions stattfinden, in Präsenz, hybrid oder online. So sind auch Interaktion und Teamarbeit möglich und erwünscht. Darüber hinaus profitieren wir von einer engen Zusammenarbeit im großen Netzwerk der SRH: Kliniken, Hochschulen, Reha-Einrichtungen – all diese SRH-Einheiten bündeln hier ihre Expertise und Kompetenz in den Bereichen Gesundheit und Bildung.

Dr. Uwe Leder ist Geschäftsführer mehrerer SRH Kliniken und Dozent im neuen MBA Medical Leadership und Strategisches Management.
Dr. Uwe Leder leitet mehrere Kliniken der SRH und ist als Dozent im MBA-Studiengang Medical Leadership und Strategisches Management tätig.
Portraifoto Marcel Crisand
Prof. Dr. Marcel Crisand leitet das Institut für wissenschaftliche Weiterbildung und Personalentwicklung (IWP) an der SRH Hochschule Heidelberg sowie den Studiengang Executive MBA Medical Leadership und Strategisches Management, der im April 2022 erstmals startet.