Harsha Poojari ist 25, lebt in Deutschland und studiert Applied Computer Science. In ihrer Heimatstadt Nashik in Indien hat sie vor zwei Jahren eine Organisation gegründet, um ärmeren Kindern mit Bildung aus ihrem niedrigen sozialen Status zu helfen.
Wenn man Harsha trifft, denkt man auf den ersten Blick, sie sei eben eine ganz normale Studentin. Spätestens nach 10 Minuten ist man aber zutiefst beeindruckt. Sie erzählt mir, wie es zur Gründung der Vedhas foundation kam, über ihr Team, „ihre“ Kinder und die erlebten Schwierigkeiten.
Die Corona-Pandemie traf bereits das deutsche Schulsystem unter anderem aufgrund fehlender Digitalisierung sehr hart. Manch eine:r kann sich dann vielleicht vorstellen, wie schwierig das Ausbleiben von Präsenz-Unterricht für Schwellenländer wie Indien gewesen sein mag und immer noch ist. In vielen Schulen blieb der Unterricht einfach aus, und die Kinder ohne Bildung zurück.
Harsha wollte dies nicht mit ansehen. Sie wuchs auf in Nashik, eine Millionenstadt etwa 150 km nordöstlich von Mumbai. Ihr Vater ist ein Geschäftsmann, ihre Mutter blieb zu Hause. Harsha besuchte eine der staatlichen Schulen der Stadt, die auch einige Kinder aus dem dortigen Slum besuchten, in dem ca. 10.000 Menschen leben. Die Schule bietet den Kindern eine Chance auf Bildung, eine Chance auf einen anderen Einfluss in ihrem Slum und vor allem eine Chance auf Veränderung. Im Februar 2020 mussten jedoch genau diese Bildungseinrichtungen schließen. Auch wenn einige Schulen mittlerweile auf Online-Unterricht umgestiegen sind, haben doch viele Kinder kein Handy oder gar Internet. Das gesamte Jahr 2020 durften Kinder und Jugendliche nicht auf den Straßen Indiens spielen, sie blieben allein zu Hause, in sozialer Isolation und ohne Bildungsmöglichkeiten.
Harsha bemerkte diesen Zerfall im Bildungssystem und beschloss, selbst etwas dagegen zu unternehmen. Davor hatte sie bereits als Nachhilfelehrerin gearbeitet und setzte sich für Menschenrechte ein. „Ich habe mich gefragt, warum wir alle nur so hilflos zusehen – warum tun wir nicht etwas dagegen?“, so Harsha. Dies war der Beginn der Gründung ihrer Vedhas foundation, die sie gemeinsam mit Freunden vor Ort leitet. Die Mission war von Beginn an sehr klar: den isolierten Kindern eine andere Art Bildungsweg ermöglichen, da ihnen jeder andere versperrt waren. Seit Februar 2021 haben die Kinder die Möglichkeit, sonntags von 9-11 Uhr mit ihren Tutor:innen der Vedhas foundation aktiv zu lernen. Harsha dazu: „Wir haben versucht, ein actvity based learning zu etablieren. Das heißt, wir haben nicht nur Englisch- und Mathe-Nachhilfe gegeben, sondern sind auch in diverse Einrichtungen gefahren, um den Kindern eine neue Perspektive zu geben. Dazu gehörten auch grundlegende lebenswichtige Dinge, wie möglichst hygienisch in den Slums zu leben.“ Ein weiterer wichtiger Teil der Vedhas foundation ist die Weitergabe von menschlichen Werten. In Indien sei es nicht selbstverständlich, Mädchen und Jungs gleich zu behandeln. Viele Mädchen müssen in dem Glauben aufwachsen, ihre Brüder seien mehr wert als sie und müssen zugunsten dieser auf ihre Schulbildung verzichten. Vedhas versucht den Mädchen ihren wahren Wert aufzuzeigen und sie auf ihrem Bildungsweg zu bestärken.
Wir wollen mit Vedhas eine sichere Umgebung für die Kinder, die zu uns kommen schaffen.
Mittlerweile umfasst die Vedhas foundation ein Team aus 30 Personen, mit acht Grundmitgliedern, die sich auf die Bereiche Organisation, Lehre und Social Media aufteilen. Darüber hinaus bestärken zahlreiche Tutor:innen die Kinder in ihrer Schulbildung. „Wir suchen aber immer nach neuen Freiwilligen, die die Kinder unterstützen“, so Harsha. Dies sei auch online möglich. Interessierte können sich auf dem Instagram Kanal der Vedhas foundation @vedhas_org bei ihr melden.
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