SRH Hochschule Heidelberg

HUMAN

Im Rahmen des Projekts wurden Handlungsempfehlungen für die pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen entwickelt, die mediatisierte sexualisierte Gewalt erfahren haben.

Logo des Projekts HUMAN

Worum ging's in dem Projekt?

Die kontinuierliche Weiterentwicklung des Alltags durch digitale Medien wird zunehmend durch Gewaltausübende instrumentalisiert. Informations- und Kommunikationstechnologien werden ebenso wie technische Geräte und Datenträger zur Anbahnung, Verübung und Aufrechterhaltung sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche eingesetzt. Allmählich finden Aspekte der sogenannten Mediatisierung sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche auch in den Handlungsempfehlungen bestehender Präventions- und Schutzkonzepte Beachtung. An entsprechenden Orientierungshilfen für die Krisenintervention, Sekundär- und Tertiärprävention fehlt es in Deutschland jedoch weitgehend. Das Projekt “HUMAN“ identifizierte vor diesem Hintergrund die Charakteristika des fachlichen Umgangs und entwickelte auf dieser Grundlage fallbasierte Handlungsempfehlungen für die pädagogische Praxis.

Was bedeutet medialisierte sexualisierte Gewalt?

Mediatisierte sexualisierte Gewalt ist als Sammelbegriff zu verstehen, der sexualisierte Grenzverletzungen, Übergriffe und strafrechtlich relevante Formen sexualisierter Gewalt umfasst, die durch digitale Bild-, Video-, und Kommunikationsmedien angebahnt, verübt, begleitet oder aufrechterhalten werden. Die Bezeichnung soll nicht der Annahme einer Trennbarkeit zwischen on- und offline-Realitäten Vorschub leisten. Sie drückt aus, dass digitale Medien nicht notwendigerweise Träger primärer Verletzungshandlungen sein müssen. Digitale Medien und mobile Endgeräte können gleicherweise als Lockmittel, kontextualisierendes Mittel der Intimitäts- und Beziehungsgestaltung oder als Instrument zur Aufrechterhaltung von Schweigegeboten offline angebahnter sexualisierter Gewalt eingesetzt werden.

Comiczeichnung eines kleinen Jungen der auf einem Sofa Tablet schaut.

Wie wurde das Projekt umgesetzt?

Hierfür hat das Team erst einmal die Besonderheiten dieser Gewaltform herausgearbeitet: Was zeichnet sexualisierte Gewalt mit digitalem Medieneinsatz aus? Wo liegen Herausforderungen in der professionellen Unterstützung und Begleitung betroffener Kinder und Jugendlicher? Im Ergebnis wurden auf der Grundlage von 46 Falldokumentationen und 18 Betroffenen-Interviews Ambivalenzen und Unsicherheiten, Dilemmata und Spannungsfelder sowie Herausforderungen und Überforderungen aufgedeckt. Anschließend wurde in 8 Diskussionsrunden mit 22 Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis diskutiert, wie Fachkräfte der pädagogischen Praxis diesen Besonderheiten und Herausforderungen fachlich angemessen begegnen können. Die hierbei erarbeiteten Handlungsansätze wurden anschließend durch das Team in fallspezifische Handlungsempfehlungen übersetzt. Diese beginnen jeweils mit einem Fallbeispiel, das im Rahmen einer Reflexion fachlich eingeordnet wird. Es folgen abschließend jeweils Handlungsansätze zum Umgang mit den in der Reflexion skizzierten Herausforderungen in der Fallbearbeitung.

Zu welchem Ergebnis kommt das Projekt?

Am Ende des Projekts wurden Handlungsempfehlungen für die Fachpraxis formuliert. Die Handlungsempfehlungen verstehen sich als Ansätze, die auf die eigene Arbeit, genauer den Einzelfall, übertragen und im Diskurs erweitert werden müssen.

Projektteam

An dem Kooperationsprojekt waren zahlreiche Partner:innen beteiligt. Projektleiter war Prof. Dr. Frederic Vobbe.

Portraitfoto Frederic Vobbe
Prof. Dr. Frederic Vobbe

Projektleitung

Auf einen Blick:

Projektlaufzeit: 01.12.2017-30.04.2021

Strategische Projektpartner*innen:

Fördervolumen: 387.968 €

Fördermittelgeber: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

 

Logo BMBF
Heidelberg, Fakultät für Sozial- und Rechtswissenschaften
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Buchcover Handlungsempfehlungen Sexualisierte Gewalt und digitale Medien
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Die Handlungsempfehlungen zum Download verfügbar!

Wer sich genauer über die Handlungsempfehlungen und das Projekt HUMAN informieren möchte, hat ab sofort die Möglichkeit, die offizielle Lektüre der Handlungsempfehlungen, die bei Springer als Open-Access-Publikation erschienen ist, herunterzuladen:  

Hier geht's zum Download der Handlungsempfehlungen!
Folgeprojekt
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Wie geht's jetzt weiter?

Die im HUMAN-Projekt entwickelten Handlungsempfehlungen werden seit 01. Mai 2021 in einem von der EU ko-finanzierten Projekt mit dem Titel „Beyond Digital Violence. Capacity Building for Relevant Professionals Working With Children and Young People Who Experienced Sexualised Violence” (ByeDV) implementiert. Das Projektteam der SRH unterstützt gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung, -vernachlässigung und sexualisierte Gewalt (DGfPI) e.V. fünf ausgewählte Beratungsstellen gegen sexualisierte Gewalt bei diesem Prozess.

Zur Projekt-Webseite ByeDV