SRH Hochschule Heidelberg
Internationales

„Am schlimmsten war die Stille am Anfang des Krieges“

18 Studierende aus der Ukraine sind aktuell an der SRH Hochschule Heidelberg eingeschrieben. Wie sich ihr Weg hierher gestaltet hat und wie es ihnen hier geht, erzählen zwei Studentinnen im Fach Wirtschaftsrecht.

„Ich habe immer schon davon geträumt, in Deutschland zu studieren.“ Iryna ist 19 und studiert an unserer Partnerhochschule Iwan Franko National University Lviv (Lemberg). Ihr Traum wurde schneller wahr als geplant: Der Krieg in der Ukraine ließ ihr keine Zeit für lange Überlegungen. Innerhalb von einer Woche war es entschieden und sie setzte ihr Studium im Wirtschaftsrecht im April 2022 an der SRH Hochschule Heidelberg fort. „Es waren hohe bürokratische Anforderungen“, erzählt sie. Sechs Dokumente mussten ausgefüllt und offiziell bestätigt werden. Auch die Reise nach Heidelberg war beschwerlich, wie sie berichtet: „In der Ukraine gab es überall Absperrungen, sodass es einige Zeit dauerte, die notwendigen Dokumente vorzulegen. Da alle Flüge gestrichen wurden, blieb mir keine andere Wahl, als mit dem Bus hierher zu fahren. Es dauerte mehr als 25 Stunden bis nach Heidelberg.“

Sofiia musste auf ihren Studienstart in Heidelberg etwas länger warten. Auch sie plante lange ein Studiensemester in Deutschland, lernte schon in der Schule Deutsch, war längere Zeit in Österreich. Im August schließlich kam die 18-Jährige ebenfalls für ihr Studium im Wirtschaftsrecht nach Heidelberg und fühlt sich hier sehr wohl. „Natürlich sind wir sehr besorgt um unsere Eltern“, sagt die junge Ukrainerin. „Zuhause sind wir zwar nicht sicher, aber in der Ferne haben wir eben auch keine Kontrolle über die Situation.“ Aktuell studieren ihre Kommiliton:innen in Lviv vorwiegend in Präsenz, notwendig durch die Stromausfälle im Land. „Die Situation verschlechtert sich“, so Sofiia. Aber anders als Iryna hat sie die Kriegssituation auch sechs Monate lang in der Heimat erlebt, bevor sie nach Deutschland kam. „Wir haben uns daran gewöhnt. Wir können einkaufen, haben Essen. Nur die Stille am Anfang des Krieges – die war sehr beunruhigend und schlimm.“ Dennoch erlebe man eine riesige Hilfsbereitschaft in der Ukraine, selbst Menschen, die alles verloren haben, unterstützen die anderen „mit ganzem Herzen und voller Seele“.

„Ich liebe es, neue Menschen kennen zu lernen“, lächelt Iryna, die froh ist, nun in Heidelberg zu sein und das Studierendenleben genießen zu können. Sie und Sofiia wohnen auf dem Campus und sind dankbar für die „freundliche, herzliche Art“ ihrer Kommiliton:innen und Mitbewohner:innen. „Sie werden immer einen Platz in meinem Herzen haben“, so Iryna, die nicht nur an der SRH Hochschule Heidelberg, sondern auch an der Uni in der Stadt viele Freunde gefunden hat. „Die International Week im Oktober war auch ganz toll, um Menschen aus aller Welt kennen zu lernen. Jetzt habe ich Einladungen nach Griechenland und Ungarn!“ Heidelberg sei Lviv sehr ähnlich, erzählt Sofiia. Die Stadt im Westen der Ukraine sei mit einer Millionen Einwohnern zwar größer, die Architektur aber einladend und wecke Heimatgefühle. „Heimweh habe ich nicht, denn ich suche immer das Abenteuer, liebe es zu reisen und die Welt zu entdecken“, bestätigt Iryna. „Aber der Krieg mischt sich immer wieder in unsere Gedanken. Meine Mutter versucht mich immer wieder zu beruhigen, aber letztendlich hat keiner die Kontrolle.“

Sofiia und Iryna studieren gerne an der SRH Hochschule Heidelberg.
Sofiia und Iryna fühlen sich in Heidelberg und an der SRH Hochschule sehr wohl.
18 Ukrainerinnen studieren aktuell an der SRH Hochschule Heidelberg. Im Science Garden der Hochschule halten sie die ukrainische Flagge hoch.
18 Studierende aus der Ukraine sind aktuell an der SRH Hochschule Heidelberg eingeschrieben. Links: Bettina Pauley, Leiterin des International Office, rechts im Bild Prof. Dr. Markus Breuer, Prorektor der SRH Hochschule Heidelberg.

Erasmus+ in Corona-Zeiten

Die EU ermöglicht den Universitäten und Hochschulen in Deutschland im Rahmen ihres Erasmus+ Programmes, auch ukrainische Studierende mit 1.100 € monatlich bis zu ein Jahr lang zu fördern. „Die Unis und Hochschulen in Deutschland bekommen dafür aber kein extra Budget, sondern können ihre normalen Erasmus+ Fördermittel aus den noch laufenden Projekten 2020 – 2022 dafür verwenden. Aufgrund der Coronakrise sind hier bei den meisten Unis und Hochschulen Projektmittel aufgelaufen, die nun hierfür sinnvoll verwendet werden können“, berichtet Iris Ulbrich, Erasmus- und Stipendienkoordinatorin an der SRH Hochschule Heidelberg. So fördert die SRH Hochschule Heidelberg derzeit 18 Studierende aus der Ukraine mit Erasmus+. „Im Moment allerdings können wir leider keine neuen Studierenden aus der Ukraine im Stipendienmodell aufnehmen, die Kapazitäten sind erschöpft“, stellt Ulbrich fest.