SRH Hochschule Heidelberg
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So baut man eine praxisorientierte Prüfung

Studierende der Architektur und des Immobilien- und Facility Managements haben in einem Wettbewerb ihre Analysefähigkeit und Kreativität interdisziplinär unter Beweis gestellt.

Praxisbezug ist für Studierende generell und natürlich vor allem zum Ende des Studiums hin wichtig. Für unsere Bachelor-Studierenden der Architektur (ARC) und des Immobilien- und Facility Managements (IFM) sind die Module 20 und 21, kurz vor der Bachelorthesis ein Projekt, wie es praxisnäher nicht sein könnte.

Im Doppelmodul Immobilienrecht und Real Estate bearbeiten die Studierenden ein Praxisprojekt als Projektentwicklung. Wie in der Praxis wird diese Projektarbeit dabei in Form eines Wettbewerbs ausgetragen. Und wie in der Praxis arbeiten auch unterschiedliche Fachrichtungen zusammen. Es treten also gemischte Studierendengruppen an, für ein Bestandsprojekt eine baurechtlich zulässige, wirtschaftlich tragfähige Nutzung zu entwickeln, die den Vorgaben des potenziellen Investors entspricht.

Der sonst übliche Austausch untereinander entfällt. Ideen müssen in der Kleingruppe entwickelt und auf Umsetzbarkeit und Passung zur Aufgabenstellung validiert werden, um das Preisgericht rund um den Investor (und zwar keinen fiktiven!) zu überzeugen.

Alles wie realen Leben…

„Dieses Jahr war der Wettbewerb besonders anspruchsvoll, aber auch besonders spannend“, berichtet Prof. Dr.-Ing. Christian Meysenburg, Studiengangsleiter Immobilien- und Facility Management an der SRH Hochschule Heidelberg. Eine Bestandsimmobilie in Neustadt/Weinstraße, bestehend aus einem denkmalgeschützten Gewölbe im Erdgeschoss und einer Aufstockung aus den 70er Jahren, genutzt als Mischung aus Büro- und Wohnflächen, entspricht nicht mehr den aktuellen Anforderungen.

Aufgabe der Studierenden war es, eine neue Nutzung für das Erdgeschoss zu entwickeln und die darüberliegenden drei Stockwerke so aufzuwerten oder zu ersetzen, dass insgesamt eine wirtschaftlich tragfähige Immobilie entsteht. „Besondere Schwierigkeit war dabei natürlich der Denkmalschutz für das Erdgeschoss, aber auch die innerstädtische Lage, die angesichts der wirtschaftlichen Entwicklungen in Städten der Größe von Neustadt/Weinstraße besondere Anforderung an Kreativität und Marktanalyse stellte“, erklärt Meysenburg.

Beeindruckende Ergebnisse

„Die Ergebnisse der sieben Gruppen beeindruckten sowohl hinsichtlich der unterschiedlichen Nutzungsideen von Gastronomie bis hin zu Ausstellungsflächen sowie der architektonischen Umsetzung der einzelnen Ideen, sie brachten aber auch den wirtschaftlichen Background der verschiedenen Projekte mit ein“, sagt Meysenburg nicht ohne Stolz.

Gewinnerinnen des mit insgesamt 2.200 Euro dotierten Wettbewerbs waren schließlich die Architektur-Studentinnen Katrin Baumert und Lisa Limbach (beide Architektur) gemeinsam mit Anna Zehnbauer (IFM). Ihre Projektentwicklung überzeugte die Jury, zu der der Eigentümer des Gebäudes und der potenzielle Investor gehörten, aber auch der Geschäftsführer des im Gebäude ansässigen Verlages Rheinpfalz, das Denkmalamt der Stadt Neustadt/Weinstraße sowie natürlich die verantwortlichen Dozenten Prof. Dr. Bernhard Hort und Prof. Dr. Christian Meysenburg.

Für die Studierenden war die größte Herausforderung, die interdisziplinären Perspektiven zusammen zu bringen, berichtet Anna Zehnbauer: „Der Vorteil in meiner Gruppe war dabei, dass wir uns trotz verschiedener Studienfächer von Anfang an sehr gut verstanden haben und uns über die Nutzung und den Umbau des Gebäudes einig waren. Die Aufgabe war sehr berufsnah, deshalb hat es auch viel Spaß gemacht – das sind Erfahrungen und Wissen, die wir in unseren zukünftigen Jobs bestimmt gut gebrauchen können.“

War die Entscheidung für die ersten beiden Plätze schnell getroffen, zeigte sich ein offenes Rennen um die Folgeplätze. Da mehrere weitere Arbeiten sehr überzeugten, erhöhte der Auslober das Preisgeld spontan, so dass zwei dritte Plätze vergeben und alle weiteren Arbeiten mit Anerkennungen belohnt werden konnten.

Meysenburg bedankt sich im Namen der Studierenden und der School of Engineering and Architecture bei allen Partnern für die praxisnahe Aufgabenstellung und das großzügige Preisgeld. „Darüber hinaus gilt unser Dank dem Denkmalamt der Stadt Neustadt/Weinstraße, Dr. Stefan Ulrich, der unsere Studierenden fachlich hervorragend unterstützt hat.“

Die Preisträger:innen in der Übersicht:

1. Preis: Katrin Baumert, Lisa Limbach, Anna Zehnbauer

2. Preis: Hannah Englert, Mona Lehr, Christian Heck, Florian Schilling
3. Preis: Celina Leichtfuß, Sofia Sariri, Anton Heid,
3. Preis: Chiara Gutperle, Lucija Martic, Daria Papkalla, Henri Nachtrieb

Die Preisträgerinnen beim Architektur-Wettbewerb Neustadt: Katrin Baumert, Lisa Limbach und Anna Zehnbauer.
Die Preisträgerinnen des 1. Platzes: Anna Zehnbauer, Lisa Limbach und Katrin Baumert
Entwurf der drei Preisträgerinnen zum Umbau einer Bestandsimmobilie in Neustadt/Weinstraße
Entwurf der 1. Preisträgerinnen für den Umbau der Immobilie in Neustadt an der Weinstraße